Twin Towers
Du warst mein Freund und das immer schon,
hast mir geholfen, auch ganz ohne Lohn!
Hast sie ertragen, meine Macken,
trat’st mir beim Fußball immer in die Hacken.
War ich ganz unten, dann warst Du oben,
hast mich zurück auf die Rampe geschoben.
Selbstmitleid niemals geduldet,
nie hast Du mir irgendetwas geschuldet!
–
Doch Leben ist neu, fordert täglich neu heraus,
was hält diese Freundschaft dauerhaft aus.
Unbemerkt ist’s passiert, immer gab’s neue Risse.
Hast nicht gespürt, was ich so vermisse?
hält die Statik? Bricht alles zusammen?
Hilft ein Pfeiler, den wir neu ins Erdreich rammen?
Oder muss die Abrissbirne richten,
was wir mühsam versuchten abzudichten?
–
Ich war Dein Freund und das immer schon,
hab‘ Dir geholfen, auch ganz ohne Lohn!
hab‘ sie ertragen, Deine Macken.
Und musstest Du weg, half ich Dir beim Packen.
Warst Du ganz unten, dann war ich oben,
hab‘ Dich zurück auf die Rampe geschoben.
Selbstmitleid niemals geduldet,
nie hab‘ ich Dir irgendetwas geschuldet!
–
Bist Du es noch? bin ich’s vielleicht nicht mehr?
War’s nur Illusion, vielleicht gibt’s gar nicht mehr her?
Ich kann es nicht und will nicht begreifen
Kann Freundschaft denn nicht mit den Jahren reifen?
Gilt heute nicht mehr, was Jahrhunderte zählte?
Als man sich noch Freunde für’s Leben wählte?
Sind die Twin-Towers jetzt auch völlig zerhauen,
lass‘ uns auf Ground Zero was größeres bauen!
–
Wir waren Freunde und das immer schon,
haben uns geholfen, auch ganz ohne Lohn!
Haben sie ertragen, unsere Macken,
trugen immer wieder die gleichen Jacken.
War einer unten, war der andere oben,
haben uns zurück auf die Rampe geschoben.
Selbstmitleid niemals geduldet,
nie haben wir uns irgendetwas geschuldet!